997.2 Carrera und Carrera S (2008-2012)

Kaufberatung

Die zweite Generation des Porsche 911 der Baureihe 997, bekannt als 997.2, wurde von Modelljahr 2009 bis 2012 produziert und stellte ein signifikantes Facelift gegenüber dem 997.1 dar.

Die wichtigsten Änderungen fanden unter dem Blech statt, insbesondere bei den Motoren und Getrieben, was viele der bekannten Schwachstellen des Vorgängers adressierte.

Äußerlich erkennbar ist der 997.2 unter anderem an den LED-Tagfahrlichtern vorn, den LED-Rückleuchten und dem überarbeiteten Porsche Communication Management (PCM) System im Innenraum.

Motorspezifische Schwachstellen (M96/M97)

Die größte Neuerung beim 997.2 war die Einführung der komplett neu entwickelten Motorengeneration MA1 mit Direkteinspritzung (Direct Fuel Injection, DFI). Diese Motoren ersetzten die M96/M97-Aggregate des 997.1 und beseitigten deren Hauptkritikpunkte: Das problematische Zwischenwellenlager (IMS) entfiel konstruktionsbedingt, und die Zylinderlaufbahnen wurden im Closed-Deck-Design ausgeführt, was das Risiko von Bore Scoring und Rissen erheblich reduzierte. Der 3.6 Liter Carrera leistete nun 345 PS, der 3.8 Liter Carrera S 385 PS. Diese Motoren gelten allgemein als deutlich robuster und zuverlässiger als ihre Vorgänger.

Trotz der grundlegenden Verbesserungen sind auch die MA1-Motoren nicht völlig frei von potenziellen Problemen, wenngleich diese seltener auftreten und oft weniger gravierend sind als beim 997.1.

Eine bekannte, wenn auch nicht extrem häufige Schwachstelle ist die Hochdruck-Kraftstoffpumpe (High-Pressure Fuel Pump, HPFP), die für die Direkteinspritzung benötigt wird. Ein Ausfall dieser Pumpe kann dazu führen, dass das Fahrzeug in den Notlauf geht oder komplett abschaltet. Warnzeichen gibt es meist keine. Der Austausch der Pumpe ist kostspielig, da das Bauteil selbst teuer ist. Die Kosten für einen Austausch können sich auf etwa 1.500 bis 3.000 Euro belaufen.

Vereinzelt wird auch bei DFI-Motoren von erhöhtem Ölverbrauch oder Problemen mit klemmenden Kolbenringen berichtet, dies scheint jedoch kein systematisches Problem in dem Ausmaß wie das Bore Scoring beim M97-Motor zu sein. Eine sorgfältige Prüfung des Ölverbrauchs und eine Endoskopie bei Verdacht sind dennoch ratsam.

Getriebe: PDK als Neuerung

Neben dem verbesserten 6-Gang-Schaltgetriebe führte Porsche mit dem 997.2 das Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) als Ersatz für die ältere Tiptronic S Automatik ein.

Das PDK bietet blitzschnelle, kaum spürbare Gangwechsel und verbessert sowohl die Beschleunigungswerte als auch die Effizienz. Frühe PDK-Getriebe gelten als generell zuverlässig, können aber im Alter oder bei hohen Laufleistungen Probleme entwickeln. Dazu gehören mögliche Defekte an der Mechatronik-Einheit oder den Kupplungspaketen.

Reparaturen am PDK sind komplex und teuer, oft wird bei größeren Defekten ein Austauschgetriebe fällig, was Kosten von über 10.000 Euro verursachen kann. Ein Getriebeölwechsel gemäß Wartungsplan ist für die Langlebigkeit des PDK entscheidend.

Weitere potenzielle Schwachstellen

Einige der beim 997.1 genannten Punkte können auch beim 997.2 relevant sein, wenn auch teilweise in geringerem Maße.

LED-Rückleuchten: Die neuen LED-Rückleuchten können Probleme mit eindringender Feuchtigkeit und Kondensation entwickeln. Dies liegt oft an einer sich lösenden Verklebung des Gehäuses. Da LEDs kaum Wärme abstrahlen, trocknet die Feuchtigkeit nicht aus und kann zum Ausfall der Leuchte oder zu Beanstandungen bei der Hauptuntersuchung führen. Eine Reparatur ist oft nicht möglich, der Austausch einer einzelnen Rückleuchte kostet mehrere hundert Euro (ca. €500 - €800).

Kühlsystem: Auch beim 997.2 können die vorderen Kühler und Klimakondensatoren durch Steinschlag beschädigt werden. Undichtigkeiten an den Kühlmittel-Überlaufrohren ("Coolant Cross-Over Pipes") können ebenfalls auftreten (Reparatur ca. €500 - €1.500).

Fahrwerk: Komponenten wie Stoßdämpfer (insbesondere PASM, ca. €1.000 - €2.000 pro Achse), Querlenkerbuchsen und Koppelstangen unterliegen normalem Verschleiß.

Innenraum: Das überarbeitete PCM 3.0 mit Touchscreen ist moderner, kann aber Softwareprobleme oder Hardwaredefekte entwickeln. Softlack-Oberflächen können weiterhin abnutzen.

Kostenübersicht (Schätzungen):

Hochdruck-Kraftstoffpumpe (HPFP): €1.500 - €3.000

PDK-Getriebe Reparatur/Austausch: €5.000 - €15.000+

LED-Rückleuchte: €500 - €800 (pro Stück)

Kühlmittel-Überlaufrohre: €500 - €1.500

PASM Dämpfer: €1.000 - €2.000 (pro Achse)

Gebrauchtwagenpreise (Mai 2025):

Der 997.2 Carrera (S) ist aufgrund der zuverlässigeren DFI-Motoren und der moderneren Technik (insbesondere PDK und PCM 3.0) preislich deutlich über dem 997.1 angesiedelt. Der Aufpreis beträgt oft 15.000 Euro oder mehr für vergleichbare Fahrzeuge. Frühe Modelle (2009) mit höherer Laufleistung (>100.000 km) starten bei etwa 55.000 bis 60.000 Euro. Gut gepflegte Exemplare mit Laufleistungen unter 100.000 km liegen meist im Bereich von 60.000 bis 85.000 Euro, abhängig von Ausstattung (PDK, Sport Chrono, etc.), Zustand und ob es sich um ein S-Modell, Allrad (Carrera 4/4S) oder Cabrio handelt. Fahrzeuge mit sehr geringer Laufleistung können auch die 90.000 Euro Marke überschreiten.

Fazit: Der Porsche 997.2 Carrera (S) ist eine exzellente Wahl für Käufer, die einen modernen und im Vergleich zum Vorgänger sorgenfreieren 911 suchen. Die DFI-Motoren sind ein klares Plus. Das optionale PDK bietet Performance, birgt aber potenzielle Folgekosten. Eine gründliche Kaufprüfung bleibt unerlässlich.