
Porsche 911 Targa: Zwischen Coupé und Cabriolet – eine Klasse für sich
Der Porsche 911 Targa ist ein Fahrzeugkonzept mit Kultstatus – eine perfekte Synthese aus Offenfahren und stilvoller Linienführung. Seit seiner Premiere im Jahr 1965 steht der Targa für ein eigenständiges Karosseriekonzept mit hohem Wiedererkennungswert: herausnehmbares Dachteil, fest integrierter Überrollbügel und eine charakteristische Silhouette. Heute zählt der Targa zu den begehrtesten Varianten des 911 – nicht nur wegen seines Designs, sondern auch aufgrund seiner technischen und historischen Besonderheiten.
Ursprung: Sicherheit trifft Stil (1965–1973)
Die Idee des Targa entstand als Reaktion auf verschärfte Sicherheitsanforderungen für offene Fahrzeuge auf dem US-Markt. Porsche entwickelte eine offene Variante mit festem Überrollbügel – sicherer als ein klassisches Cabriolet, aber luftiger als ein Coupé. Der Name „Targa“ geht auf das berühmte Langstreckenrennen Targa Florio zurück, bei dem Porsche viele Siege errungen hatte.
Die ersten Modelle (911 Targa und 912 Targa) verfügten über ein herausnehmbares Dachteil über den Vordersitzen sowie ein „Softwindow“ – ein klappbares Kunststoff-Heckfenster mit Reißverschluss. Dieses war jedoch empfindlich und neigte bei niedrigen Temperaturen zu Problemen. Ab 1968 wurde das Softwindow durch eine feste Glasscheibe ersetzt – eine Lösung, die deutlich langlebiger und komfortabler war.
Die Targa-Tradition lebt weiter (G-Modell bis 964)
Auch das G-Modell (1973–1989) wurde als Targa angeboten – darunter seltene Ausführungen wie der 911 Turbo Targa (930). Mit dem 964 Targa (1988–1994) hielt Porsche weiter am klassischen Targabügel-Konzept fest: festes Dachsegment, herausnehmbares Dachteil, feste Glaskuppel hinten. Technisch profitierte der 964 Targa von Allradantrieb (optional), ABS, Servolenkung und einer verbesserten Fahrwerksgeometrie – Merkmale, die ihn alltagstauglicher machten als seine Vorgänger.
Bruch mit der Tradition: 993, 996 und 997 Targa (1995–2012)
Mit dem 993 Targa (1995–1998) präsentierte Porsche ein völlig neues Konzept: Statt Targabügel kam ein elektrisch verschiebbares Panoramadach aus Glas zum Einsatz. Die gesamte Dachfläche ließ sich per Knopfdruck unter die Heckscheibe fahren – elegant, leise, komfortabel. Technisch innovativ, aber mit verändertem Charakter.
Diese Glasdach-Konstruktion wurde beim 996 Targa (2001–2005) und 997 Targa (2006–2012) weitergeführt. Beide basieren jeweils auf der Karosserie des Cabriolets, erkennbar an den charakteristischen Dreiecksfenstern im Fondbereich. Beim 997 ziert ein chromfarbener Dachrahmen das Targamodell – ein stilistisches Alleinstellungsmerkmal. Bemerkenswert: Der Targa war bei 996 und 997 ausschließlich mit Allradantrieb erhältlich (Carrera 4 / 4S).
Zurück zur Ikone: 991 und 992 Targa (seit 2014)
Mit dem 911 Targa 991 (ab 2014) kehrte Porsche zum klassischen Targa-Design mit Bügel zurück – jedoch in hochmoderner Ausführung. Das Dachsegment fährt per Knopfdruck vollautomatisch hinter die Rücksitze. Der ikonische Überrollbügel – nun in Aluminiumoptik – wurde zum stilprägenden Merkmal.
Auch der aktuelle 911 Targa 992 (seit 2020) setzt dieses Konzept fort: Hightech trifft Retro-Design. Der Mechanismus bleibt komplex, aber zuverlässig – das Dach öffnet in etwa 19 Sekunden vollautomatisch. Wie schon beim 997 ist der Targa ausschließlich als Allradmodell (Carrera 4 / 4S / GTS) erhältlich.
Targa-Fahrgefühl: Offen, aber anders
Ein Targa ist kein klassisches Cabriolet – und genau das macht ihn so besonders. Man fährt „oben ohne“, behält aber die formstabile Silhouette und spürt weniger Verwindung in der Karosserie. Auch bei geschlossenem Dach entsteht durch das große Glasdach ein besonders luftiger Innenraum.
Modelle mit Panoramadach (993–997) bieten mehr Variabilität – sie erlauben stufenweises Öffnen. Die Modelle ab 991 setzen dagegen auf ästhetische Klarheit und Komfort, bieten aber nur die Wahl zwischen komplett offen oder komplett geschlossen.
Marktwert und Kaufberatung
Der Porsche 911 Targa erfreut sich hoher Beliebtheit – insbesondere als 991 Targa 4 GTS oder limitierte Sonderedition (z. B. Heritage Design Edition). Grundsätzlich gilt:
Klassische Targa-Modelle (G-Modell, 964) sind bei Sammlern begehrt, insbesondere im Originalzustand.
993–997 Targa sind unterschätzte Allrounder mit Alltagstauglichkeit und fairen Preisen.
991 und 992 Targa gelten als Lifestyle-Modelle mit hohem Imagefaktor – allerdings auch mit entsprechendem Preisniveau.
Tipp: Bei gebrauchten Targa-Modellen mit Glasdach (993–997) unbedingt auf Dachmechanik, Wassereintritt und Dichtungsgummis achten. Beim 991/992 ist der Zustand der komplexen Dachkinematik entscheidend – Reparaturen können teuer werden.
Fazit
Der Porsche 911 Targa ist mehr als ein Kompromiss zwischen Coupé und Cabriolet – er ist ein eigenständiges Konzept mit besonderem Charakter. Ob klassischer Targabügel oder modernes Glasdach: Jeder Targa bietet Offenheit mit Stil, kombiniert mit der typischen Porsche-Fahrdynamik. Für Individualisten, die Design und Alltagstauglichkeit verbinden wollen, ist der Targa die perfekte Wahl.