
911 G-Modell Turbo (1974-1989)
Kaufberatung
Motor und Antriebsstrang: Das Herzstück des Turbos – Leistung, Haltbarkeit und Wartung
Der Motor und der Antriebsstrang sind zweifellos die zentralen Elemente, die den Porsche 911 Turbo (Typ 930) zu einer solchen Ikone gemacht haben. Die Kombination aus einem robusten Sechszylinder-Boxermotor und der damals bahnbrechenden Turboaufladung verlieh dem 930 eine Leistungscharakteristik, die ebenso faszinierend wie anspruchsvoll war. Eine genaue Kenntnis der Technik, der potenziellen Schwachstellen und der notwendigen Wartung ist für jeden Kaufinteressenten unerlässlich.
Der 3,0-Liter Turbomotor (Typ 930/50, 930/51, 930/52, 930/53, 930/54): Der Ur-Turbo
Die ersten 930 Turbo Modelle, gebaut von 1974 bis 1977, wurden von einem 2994 cm³ großen, luftgekühlten Sechszylinder-Boxermotor angetrieben, der auf dem Triebwerk des Carrera RS 3.0 basierte. Die Verdichtung wurde zur Vermeidung von Klopfen auf turbomotortypische 6,5:1 reduziert. Ein einzelner KKK-Turbolader (Typ 3LDZ) sorgte für die Zwangsbeatmung und verhalf dem Aggregat zu einer Leistung von 191 kW (260 PS) bei 5.500 U/min und einem maximalen Drehmoment von 343 Nm bei 4.000 U/min. Die Kraftstoffaufbereitung erfolgte über eine mechanische Bosch K-Jetronic Einspritzanlage.
Typische Schwachstellen und Wartungspunkte beim 3,0-Liter-Turbo:
Ölundichtigkeiten: Wie bei vielen luftgekühlten Porsche-Motoren sind Ölundichtigkeiten ein häufiges Thema. Betroffen sein können Ventildeckel, Kurbelwellensimmerringe, Ölleitungen und die Dichtungen der Steuergehäuse. Eine genaue Inspektion auf Ölverlust ist wichtig. Leichte "Schwitzstellen" können tolerierbar sein, größere Leckagen erfordern jedoch oft aufwendige Reparaturen.
Stehbolzen: Gebrochene oder ausgerissene Stehbolzen zur Zylinderkopfbefestigung waren insbesondere bei früheren luftgekühlten Elfern ein Problem. Beim 930 wurden zwar verbesserte Materialien verwendet, dennoch sollte hierauf geachtet werden, besonders wenn der Motor bereits einmal überhitzt wurde. Eine Reparatur ist sehr aufwendig, da der Motor komplett zerlegt werden muss.
Turbolader: Der KKK-Turbolader ist prinzipiell robust, kann aber bei hohen Laufleistungen oder mangelnder Wartung (z.B. nicht eingehaltene Ölwechselintervalle, falsches Öl, kein Nachlaufenlassen nach starker Belastung) verschleißen. Achten Sie auf übermäßige Rauchentwicklung (blauer Rauch deutet auf Ölverbrennung im Lader hin), pfeifende Geräusche oder Leistungsverlust. Eine Überholung oder ein Austausch des Turboladers ist kostspielig.
K-Jetronic: Die mechanische Einspritzanlage ist im Grunde zuverlässig, kann aber im Alter Probleme bereiten. Defekte am Mengenteiler, Warmlaufregler oder an den Einspritzdüsen können zu unrundem Motorlauf, Startproblemen oder erhöhtem Verbrauch führen. Die Fehlersuche und Einstellung erfordert Fachwissen und Spezialwerkzeug.
Wärmetauscher und Auspuffanlage: Die Wärmetauscher der Heizung und die Auspuffanlage sind korrosionsanfällig. Durchgerostete Wärmetauscher können Abgase in den Innenraum leiten. Die originale Auspuffanlage ist oft durchgerostet und durch Zubehörteile ersetzt worden. Ein originaler Auspuff in gutem Zustand ist ein Pluspunkt.
Ventilspiel: Das Ventilspiel muss regelmäßig kontrolliert und eingestellt werden. Vernachlässigung führt zu Leistungsverlust und kann Ventilschäden verursachen. Das Einstellen ist aufgrund der mäßigen Zugänglichkeit eine größere Arbeit.
Der 3,3-Liter Turbomotor mit Ladeluftkühlung (Typ 930/60, 930/66 etc.): Die Evolution
Ab dem Modelljahr 1978 kam der weiterentwickelte 3,3-Liter-Motor (3299 cm³) zum Einsatz. Die wichtigste Neuerung war die Einführung eines Ladeluftkühlers, der die Temperatur der verdichteten Ansaugluft senkte und so eine höhere Leistung von 221 kW (300 PS) bei 5.500 U/min und ein Drehmoment von 412 Nm (später bis zu 430 Nm) bei 4.000 U/min ermöglichte. Die Verdichtung blieb bei 7,0:1. Auch hier kam die K-Jetronic zum Einsatz. Die Modelle mit Werksleistungssteigerung (WLS), oft als Option "S" oder im Rahmen des Flachbau-Programms erhältlich, erreichten bis zu 330 PS durch Modifikationen an Lader, Ladeluftkühler und Auspuff.
Zusätzliche Schwachstellen und Wartungspunkte beim 3,3-Liter-Turbo:
Die grundlegenden Schwachstellen ähneln denen des 3,0-Liter-Motors (Ölundichtigkeiten, Stehbolzen, Turboladerverschleiß, K-Jetronic-Probleme, Auspuffkorrosion).
Ladeluftkühler: Der Ladeluftkühler selbst ist relativ robust, aber die Dichtungen und Anschlüsse sollten auf Undichtigkeiten geprüft werden, da dies zu Leistungsverlust führen kann.
Bypassventil (Wastegate): Das Bypassventil des Turboladers regelt den Ladedruck. Eine Ermüdung der Feder oder ein Defekt des Ventils kann zu zu geringem oder zu hohem Ladedruck führen, was sich in Leistungsverlust oder im schlimmsten Fall in Motorschäden äußern kann.
Getriebe und Antriebsstrang: Robust, aber nicht unverwundbar
Die meisten Porsche 930 Turbo wurden mit einem verstärkten Viergang-Schaltgetriebe ausgeliefert (Typen 930/30, 930/33, 930/34, 930/36). Dieses Getriebe gilt als sehr robust und dem hohen Drehmoment des Turbomotors gewachsen. Dennoch können bei hohen Laufleistungen oder unsachgemäßer Behandlung (z.B. häufige Kavalierstarts, verschalten) die Synchronringe verschleißen, was sich durch Kratzgeräusche beim Schalten oder schwer einlegbare Gänge bemerkbar macht. Eine Getriebeüberholung ist aufwendig und teuer.
Erst im letzten Produktionsjahr (1989) war optional das begehrte Fünfgang-Schaltgetriebe vom Typ G50/50 erhältlich. Dieses Getriebe verbessert die Fahrbarkeit und die Beschleunigungswerte, da die Ganganschlüsse enger sind. Es gilt ebenfalls als sehr robust.
Weitere Punkte beim Antriebsstrang:
Kupplung: Die Kupplung ist aufgrund des hohen Drehmoments stark beansprucht. Achten Sie auf den Druckpunkt, eventuelles Rutschen oder Rupfen beim Anfahren. Ein Kupplungswechsel ist eine größere Reparatur. Die Einstellung der sogenannten Omegafeder an der Kupplungsbetätigung erfordert Fachwissen; eine falsche Einstellung kann zu vorzeitigem Verschleiß von Kupplung und Getriebesynchronringen führen.
Antriebswellen: Die Gelenke der Antriebswellen können bei hoher Laufleistung verschleißen. Achten Sie auf knackende Geräusche bei Lastwechseln oder in engen Kurven.
Differential: Das Differential ist in der Regel unauffällig. Einige Modelle waren mit einem Sperrdifferential ausgestattet, was die Traktion verbessert.
Allgemeine Wartungshinweise für den Turbomotor
Regelmäßige und fachgerechte Wartung ist für die Langlebigkeit eines 930 Turbo-Motors entscheidend. Dazu gehören:
Regelmäßige Ölwechsel mit hochwertigem, für luftgekühlte Turbomotoren geeignetem Öl (z.B. Mobil 1 5W-50 oder spezielle Klassiköle). Die Ölmenge ist beträchtlich (ca. 10-12 Liter), was die Ölwechselkosten erhöht.
Korrektes Warmfahren und Kaltfahren: Den Motor nicht im kalten Zustand hoch belasten und nach schneller Fahrt den Turbolader durch Nachlaufenlassen im Stand abkühlen lassen, um Hitzestau und Verkokungen im Lader zu vermeiden.
Regelmäßige Kontrolle und Einstellung des Ventilspiels.
Überprüfung der Zündanlage (Kerzen, Kabel, Verteiler).
Fachgerechte Einstellung der K-Jetronic.
Druckverlustprüfung: Eine Druckverlustprüfung an allen Zylindern gibt Aufschluss über den inneren Zustand des Motors (Kolbenringe, Ventile, Zylinderkopfdichtung) und sollte vor dem Kauf oder bei Verdacht auf Probleme durchgeführt werden.
Der Motor und Antriebsstrang des Porsche 911 Turbo (Typ 930) sind bei guter Pflege und fachgerechter Wartung für hohe Laufleistungen gut. Vernachlässigung oder unsachgemäße Reparaturen können jedoch schnell zu extrem teuren Schäden führen. Eine lückenlose Wartungshistorie und eine gründliche Inspektion durch einen erfahrenen Porsche-Spezialisten sind daher beim Kauf unerlässlich.
Fahrwerk, Lenkung und Bremsanlage: Dynamik und Kontrolle eines Hochleistungsfahrzeugs
Das Fahrwerk, die Lenkung und die Bremsanlage des Porsche 911 Turbo (Typ 930) wurden entwickelt, um die brachiale Leistung des Turbomotors sicher auf die Straße zu bringen und dem Fahrer ein hohes Maß an Kontrolle und Rückmeldung zu bieten. Dennoch sind diese Komponenten im Laufe der Jahre Verschleiß ausgesetzt und erfordern regelmäßige Aufmerksamkeit, um die legendäre Fahrdynamik des 930 zu erhalten.
Fahrwerk: Sportliche Abstimmung mit Tücken
Der 930 Turbo verfügt über eine Einzelradaufhängung mit McPherson-Federbeinen vorn und Schräglenkern hinten, ergänzt durch Drehstabfedern und Stabilisatoren. Die breitere Spur im Vergleich zu den Standard-Elfern und die spezifische Abstimmung sorgten für eine hohe Kurvenstabilität, machten den Turbo aber auch anspruchsvoll im Grenzbereich, insbesondere die frühen Modelle ohne das spätere Fünfganggetriebe und die damit oft verbundene verbesserte Fahrwerksabstimmung. Das abrupte Einsetzen des Turboladers konnte in Kurven zu plötzlichem Übersteuern führen ("Turbo-Lag" gefolgt vom "Turbo-Schub").
Typische Schwachstellen und Wartungspunkte beim Fahrwerk:
Stoßdämpfer und Federbeine: Verschlissene Stoßdämpfer (oft Bilstein-Dämpfer ab Werk) führen zu einem schwammigen Fahrverhalten, reduzierter Bodenhaftung und längeren Bremswegen. Achten Sie auf Ölverlust an den Dämpfern. Ein Austausch ist paarweise pro Achse empfehlenswert.
Fahrwerksbuchsen und -lager: Die zahlreichen Gummilager und -buchsen an Querlenkern, Schräglenkern und Stabilisatoren altern und werden spröde oder schlagen aus. Dies führt zu unpräzisem Fahrverhalten, Geräuschen (Poltern, Klappern) und erhöhtem Reifenverschleiß. Ein kompletter Austausch aller Buchsen kann das Fahrverhalten signifikant verbessern, ist aber arbeitsintensiv.
Drehstäbe: Die Drehstabfedern können mit der Zeit ermüden oder sogar brechen, was jedoch selten vorkommt. Eine korrekte Einstellung der Fahrzeughöhe über die Drehstäbe ist wichtig für das Fahrverhalten.
Radlager: Verschlissene Radlager machen sich durch mahlende oder brummende Geräusche bemerkbar, die sich bei Kurvenfahrt verändern können. Spiel im Radlager sollte umgehend behoben werden.
Achsvermessung: Eine korrekte Achsgeometrie (Spur, Sturz, Nachlauf) ist entscheidend für das Fahrverhalten und den Reifenverschleiß. Nach Arbeiten am Fahrwerk oder bei ungleichmäßigem Reifenabrieb sollte eine Achsvermessung durchgeführt werden.
Modifikationen: Viele 930 wurden im Laufe der Jahre mit Fahrwerksmodifikationen versehen (z.B. härtere Federn, dickere Stabilisatoren, Gewindefahrwerke). Solche Umbauten können das Fahrverhalten verbessern, sollten aber fachgerecht ausgeführt und idealerweise dokumentiert sein. Nicht eingetragene oder unsachgemäße Umbauten können Probleme bei der Hauptuntersuchung verursachen.
Lenkung: Präzise, aber nicht ohne Wartungsbedarf
Die Zahnstangenlenkung des Porsche 911 Turbo ist bekannt für ihre Direktheit und Präzision und kommt ohne Servounterstützung aus, was ein sehr direktes Gefühl für die Straße vermittelt. Im Stand oder bei langsamer Fahrt erfordert sie jedoch spürbare Lenkkräfte.
Typische Schwachstellen und Wartungspunkte bei der Lenkung:
Spurstangenköpfe und Axialgelenke: Verschlissene Spurstangenköpfe oder Axialgelenke führen zu Spiel in der Lenkung, unpräzisem Lenkverhalten und Geräuschen. Ein Austausch ist relativ unkompliziert.
Lenkgetriebe: Das Lenkgetriebe selbst ist robust, kann aber bei hohen Laufleistungen Undichtigkeiten aufweisen oder internes Spiel entwickeln. Eine Überholung oder ein Austausch ist kostspielig.
Lenkungsdämpfer: Ein verschlissener Lenkungsdämpfer kann zu Unruhe in der Lenkung bei höheren Geschwindigkeiten oder beim Überfahren von Unebenheiten führen.
Bremsanlage: Dem Turbo gewachsen
Angesichts der hohen Motorleistung war der Porsche 930 Turbo von Anfang an mit einer leistungsfähigen Bremsanlage ausgestattet. Die innenbelüfteten Scheibenbremsen rundum, abgeleitet aus dem Rennsport (Porsche 917), sorgten für standesgemäße Verzögerungswerte. Die Dimensionierung wurde im Laufe der Bauzeit angepasst und verbessert.
Typische Schwachstellen und Wartungspunkte bei der Bremsanlage:
Bremsscheiben und -beläge: Dies sind typische Verschleißteile. Achten Sie auf die Mindestdicke der Bremsscheiben und den Zustand der Beläge. Riefenbildung oder Risse in den Scheiben erfordern einen Austausch. Verwenden Sie hochwertige Ersatzteile, um die Bremsleistung zu gewährleisten.
Bremssättel: Die Bremssättel (oft von ATE oder Brembo) können im Alter festgehen oder undicht werden, insbesondere wenn das Fahrzeug längere Zeit stand. Überholte oder neue Bremssättel sind teuer. Achten Sie auf gleichmäßige Bremswirkung und darauf, ob das Fahrzeug beim Bremsen in eine Richtung zieht.
Bremsleitungen und -schläuche: Bremsschläuche werden mit der Zeit porös und sollten regelmäßig überprüft und bei Bedarf ersetzt werden. Bremsleitungen können korrodieren, insbesondere in Bereichen, die Spritzwasser ausgesetzt sind.
Bremsflüssigkeit: Die Bremsflüssigkeit sollte regelmäßig (alle zwei Jahre) gewechselt werden, da sie hygroskopisch ist (Wasser anzieht), was den Siedepunkt senkt und zu Korrosion im Bremssystem führen kann.
Hauptbremszylinder und Bremskraftverstärker: Ein Defekt am Hauptbremszylinder oder Bremskraftverstärker äußert sich in nachlassender Bremswirkung oder einem veränderten Pedalgefühl. Diese Komponenten sind sicherheitsrelevant und müssen bei Defekt umgehend instand gesetzt werden.
Eine Probefahrt sollte genutzt werden, um das Fahrwerk auf Poltergeräusche, die Lenkung auf Spiel und die Bremsen auf gleichmäßige und kräftige Wirkung zu prüfen. Ein Fahrzeug, das präzise lenkt, satt auf der Straße liegt und souverän verzögert, vermittelt nicht nur Sicherheit, sondern auch den unvergleichlichen Fahrspaß, für den der Porsche 911 Turbo berühmt ist. Investitionen in Fahrwerk, Lenkung und Bremsen zahlen sich hier direkt in Fahrfreude und Sicherheit aus.
Authentizität und Originalität: Der Schlüssel zum Werterhalt beim 930 Turbo
Für Sammler und Enthusiasten eines klassischen Porsche 911 Turbo (Typ 930) ist die Authentizität und Originalität des Fahrzeugs von überragender Bedeutung. Ein originalgetreuer Zustand, idealerweise mit nachvollziehbarer Historie und "Matching Numbers", ist nicht nur ein Garant für ungetrübten Fahrspaß, sondern auch ein entscheidender Faktor für den Werterhalt und das Wertsteigerungspotenzial. Die Überprüfung dieser Aspekte erfordert Sorgfalt und oft auch Expertenwissen.
Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN), Motor- und Getriebenummer: Die DNA des Fahrzeugs
Jeder Porsche 930 Turbo besitzt eine eindeutige Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN), die in der Karosserie eingeschlagen (oft im Kofferraum oder am Windschutzscheibenrahmen) und auf dem Typenschild zu finden ist. Diese Nummer gibt Aufschluss über das Modelljahr, den Produktionsort und weitere spezifische Merkmale. Ebenso wichtig sind die Motornummer (auf dem Motorgehäuse eingeschlagen) und die Getriebenummer (auf dem Getriebegehäuse). Im Idealfall stimmen diese Nummern mit den ursprünglichen Auslieferungsdaten des Fahrzeugs überein – dies wird als "Matching Numbers" bezeichnet. Fahrzeuge mit Matching Numbers sind in der Regel deutlich wertvoller.
Prüfpunkte:
FIN-Prüfung: Vergleichen Sie die FIN an verschiedenen Stellen am Fahrzeug und mit den Angaben in den Fahrzeugpapieren. Achten Sie auf Anzeichen von Manipulationen.
Motor- und Getriebenummer: Überprüfen Sie die Nummern auf den Aggregaten. Diese sollten zum Baujahr und Modelltyp passen. Abweichungen können auf einen Austauschmotor oder ein Austauschgetriebe hindeuten, was nicht per se schlecht sein muss (insbesondere wenn es sich um einen originalen Porsche-Austauschmotor handelt und dies dokumentiert ist), aber den Wert beeinflussen kann.
Farbcodes und Ausstattungscodes: Die ursprüngliche Konfiguration
Porsche dokumentierte die ursprüngliche Lackfarbe und die werksseitige Sonderausstattung jedes Fahrzeugs mittels spezifischer Codes. Diese finden sich oft auf einem Aufkleber im Serviceheft oder im Kofferraumbereich (unter der Haube). Die Lackfarbe kann auch über die FIN und das Baujahr eingegrenzt werden. Ein Fahrzeug in seiner originalen Werksfarbe und mit der ursprünglichen Sonderausstattung ist besonders begehrt.
Prüfpunkte:
Farbcode: Stimmt die aktuelle Lackfarbe mit dem ursprünglichen Farbcode überein? Eine Umlackierung in einer anderen Farbe kann den Wert mindern, es sei denn, sie wurde extrem hochwertig und aus nachvollziehbaren Gründen durchgeführt. Achten Sie auf Lackschichtdickenmessungen, um versteckte Unfallreparaturen oder übermäßige Spachtelarbeiten aufzudecken.
Ausstattungscodes: Entspricht die vorhandene Ausstattung (z.B. Klimaanlage, Schiebedach, spezifische Sitze, Felgen) den ursprünglichen Ausstattungscodes? Fehlende oder nachträglich eingebaute Sonderausstattungen sollten hinterfragt werden.
Porsche Zertifikat (Certificate of Authenticity - CoA) oder Kardex-Auszug: Die Geburtsurkunde
Porsche bietet die Möglichkeit, ein "Certificate of Authenticity" (CoA) für klassische Modelle zu beantragen. Dieses Dokument listet die ursprünglichen Produktionsdaten, einschließlich FIN, Motor- und Getriebenummer, Lackfarbe und Sonderausstattungen. Ein CoA kann ein wertvolles Dokument zur Bestätigung der Originalität sein, auch wenn es in der Vergangenheit Fälle von Ungenauigkeiten gab. Alternativ kann für sehr frühe Modelle ein Auszug aus dem sogenannten Kardex (Produktionskarteikarte) Aufschluss geben.
Prüfpunkte:
Vorhandensein und Inhalt: Liegt ein CoA oder ein Kardex-Auszug vor? Stimmen die Angaben mit dem Fahrzeug und den Papieren überein?
Erkennen von Umbauten und nicht originalen Teilen: Das geschulte Auge
Im Laufe der Jahrzehnte wurden viele Porsche 930 Turbo modifiziert oder mit nicht originalen Teilen "verbessert". Während einige zeitgenössische Umbauten von namhaften Tunern (z.B. RUF, Kremer) durchaus wertsteigernd sein können, mindern unsachgemäße oder stilistisch unpassende Modifikationen den Wert erheblich.
Typische Bereiche für Umbauten und nicht originale Teile:
Karosserie: Nachträgliche Flachbau-Umbauten (Slantnose), andere Heckflügel, nicht originale Felgen, Body-Kits.
Interieur: Nicht originale Sitze, Lenkräder, Radios, Zusatzinstrumente.
Motor und Technik: Leistungssteigerungen durch andere Turbolader, Ladeluftkühler, Auspuffanlagen, Fahrwerksmodifikationen. Solche Umbauten müssen nicht negativ sein, sollten aber fachgerecht ausgeführt, dokumentiert und idealerweise reversibel sein.
Historie und Dokumentation: Die Lebensgeschichte des Turbos
Eine lückenlose Historie mit originalem Serviceheft, Rechnungen von Wartungen und Reparaturen, alten TÜV-Berichten und idealerweise einer bekannten Vorbesitzergeschichte ist Gold wert. Sie gibt Aufschluss über die Pflege, die Laufleistung und eventuelle größere Reparaturen oder Unfälle.
Prüfpunkte:
Serviceheft: Ist es original und plausibel gestempelt? Passen die Einträge zur Laufleistung?
Rechnungsbelege: Sind Rechnungen von namhaften Porsche-Spezialisten vorhanden? Belegen sie regelmäßige Wartung und fachgerechte Reparaturen?
Laufleistung: Ist die angegebene Laufleistung nachvollziehbar und durch Dokumente belegt? Ein Blick auf den Zustand von Pedalen, Lenkrad und Sitzen kann ebenfalls Hinweise geben.
Die Prüfung der Authentizität und Originalität eines Porsche 911 Turbo (Typ 930) ist ein komplexes Thema. Im Zweifel sollte immer ein ausgewiesener Experte oder ein spezialisierter Gutachter hinzugezogen werden. Die Investition in eine gründliche Prüfung vor dem Kauf kann vor teuren Fehlkäufen schützen und sicherstellen, dass Sie einen echten und werthaltigen Klassiker erwerben.
Worauf Sie beim Kauf achten sollten: Die ultimative Checkliste für den 930 Turbo
Der Kauf eines Porsche 911 Turbo (Typ 930) ist eine emotionale Angelegenheit, sollte aber dennoch mit kühlem Kopf und einer systematischen Herangehensweise erfolgen. Eine detaillierte Checkliste hilft Ihnen dabei, keinen wichtigen Aspekt zu übersehen und den Zustand des Fahrzeugs umfassend zu bewerten. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit für die Besichtigung und idealerweise einen sachkundigen Begleiter oder einen unabhängigen Gutachter mit.
I. Vor der Besichtigung:
Recherche und Vorbereitung:
Informieren Sie sich gründlich über die spezifische Modellvariante (3.0, 3.3, Targa, Cabrio, spätes Modell mit G50-Getriebe etc.).
Legen Sie Ihr Budget fest (Kaufpreis plus Puffer für eventuelle erste Reparaturen/Wartungen).
Studieren Sie Marktpreise und Zustandsbeschreibungen vergleichbarer Fahrzeuge.
Erstkontakt mit dem Verkäufer:
Erfragen Sie die Fahrgestellnummer (FIN) und, falls möglich, Motor- und Getriebenummer vorab.
Fragen Sie nach der Historie des Fahrzeugs (Anzahl Vorbesitzer, Servicehistorie, Unfallfreiheit, Importgeschichte).
Lassen Sie sich Fotos von relevanten Dokumenten (Fahrzeugbrief, Serviceheft, Rechnungen) und Detailaufnahmen des Fahrzeugs schicken.
II. Fahrzeugpapiere und Historie:
Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN):
FIN am Fahrzeug (Kofferraum, A-Säule) mit den Papieren vergleichen.
Auf Manipulationsspuren achten.
Motor- und Getriebenummer:
Nummern am Fahrzeug prüfen (falls zugänglich) und mit Auslieferungsdaten (CoA, Kardex, Serviceheft) vergleichen ("Matching Numbers").
Serviceheft:
Originalität und Vollständigkeit prüfen.
Plausibilität der Einträge und Stempel (regelmäßige Wartung bei Porsche-Spezialisten?).
Rechnungen und Belege:
Vorhandene Rechnungen für Wartung, Reparaturen, Restaurationsarbeiten sichten.
Auf größere Arbeiten (Motorrevision, Getriebeüberholung, Lackierung) achten und deren Qualität hinterfragen.
TÜV-Berichte/Prüfprotokolle:
Alte Berichte können Aufschluss über den Zustand und die Laufleistungshistorie geben.
Certificate of Authenticity (CoA) / Kardex:
Falls vorhanden, mit den Fahrzeugdaten abgleichen (Farbe, Ausstattung, Nummern).
Importdokumente (falls zutreffend):
Bei importierten Fahrzeugen (besonders aus USA/Japan) auf korrekte Verzollung und Umrüstung achten.
III. Karosserie und Exterieur:
Gesamteindruck:
Fahrzeug bei Tageslicht und trockenem Wetter begutachten.
Auf gleichmäßige Spaltmaße an Türen, Hauben und Kotflügeln achten (Hinweis auf Unfallschäden).
Lack:
Lackzustand: Kratzer, Dellen, Beulen, Steinschläge, Lackläufer, Orangenhaut.
Farbunterschiede zwischen Karosserieteilen (Hinweis auf Teillackierungen).
Lackschichtdickenmessung an mehreren Stellen durchführen (Suche nach Spachtel, Füller).
Rost:
Typische Schwachstellen prüfen: Kotflügelkanten (vorne und hinten), Lampentöpfe, Schwellerspitzen, Türunterkanten, Scheibenrahmen (vorne und hinten), Bereich um Tankdeckel, Unterboden, Achsaufnahmen, Bereich der Batterie.
Mit einem kleinen Magneten verdächtige Stellen auf Spachtel prüfen.
Unterbodenschutz genau inspizieren (kann Rost verdecken).
Unfallschäden:
Längsträger, Kofferraumboden, Heckabschlussblech auf Verformungen oder Reparaturspuren prüfen.
Schweißnähte auf Originalität prüfen.
Anbauteile:
Zustand und Passgenauigkeit von Stoßstangen, Spoilern (Front- und Heckflügel), Zierleisten.
Funktion der Türgriffe und Schlösser.
Verglasung und Leuchten:
Scheiben auf Steinschläge und Kratzer prüfen (besonders Frontscheibe).
Scheinwerfer, Rückleuchten, Blinker: Zustand der Gläser/Kunststoffe, Feuchtigkeitseintritt.
Felgen und Reifen:
Originale Fuchs-Felgen oder korrekte zeitgenössische Felgen?
Zustand der Felgen (Kratzer, Bordsteinschäden).
Reifen: Alter (DOT-Nummer), Profiltiefe, gleichmäßiger Verschleiß, korrekte Dimension und Geschwindigkeitsindex.
Targa/Cabriolet (falls zutreffend):
Zustand des Targadachs/Verdecks (Risse, Sprödigkeit, Dichtheit).
Funktion der Verdeckmechanik.
Zustand der Dichtungen.
IV. Interieur:
Sitze:
Zustand der Bezüge (Leder/Stoff): Risse, Abrieb (besonders Sitzwangen), Verfärbungen.
Polsterung: Durchgesessen?
Funktion der Sitzverstellung (manuell/elektrisch).
Armaturenbrett und Verkleidungen:
Risse im Armaturenbrett (Sonneneinstrahlung).
Zustand der Türverkleidungen, Mittelkonsole.
Teppiche und Dachhimmel:
Zustand, Verschleiß, Feuchtigkeit (Geruchsprobe).
Dachhimmel: Hängt er durch? Flecken?
Lenkrad und Schalthebel:
Abnutzung des Lenkradkranzes und des Schaltknaufs.
Instrumente und Bedienelemente:
Funktion aller Anzeigen (Tacho, Drehzahlmesser, Öldruck, Öltemperatur, Tank, Ladedruck).
Funktion aller Schalter und Hebel (Licht, Blinker, Wischer, Heizung/Lüftung, Klima).
Kilometerstand: Plausibilität prüfen.
Elektrische Helfer:
Funktion von Fensterhebern, Schiebedach, Zentralverriegelung, Spiegelverstellung, Radio.
Geruch:
Modergeruch (Feuchtigkeit), Rauchgeruch.
V. Motorraum und Kofferraum:
Motorraum (bei kaltem Motor beginnen):
Sauberkeit und allgemeiner Zustand.
Öl- und Flüssigkeitslecks suchen (unter dem Fahrzeug, am Motor, am Getriebe).
Zustand von Schläuchen und Leitungen (porös, rissig, undicht).
Korrosion an Bauteilen.
Turbolader: Sichtprüfung auf Ölverlust, Zustand der Leitungen.
Ladeluftkühler (bei 3.3L): Zustand, Dichtheit.
Keilriemen: Zustand und Spannung.
Batterie: Alter, Korrosion an Polen.
Kofferraum:
Zustand des Teppichs, Feuchtigkeit.
Reserverad, Werkzeugsatz, Wagenheber vorhanden und original?
Rost unter dem Teppich, besonders in den Ecken und am Batteriekasten (falls vorne).
VI. Technik und Motor (Kaltstart und Warmlaufphase):
Kaltstart:
Springt der Motor gut an?
Ungewöhnliche Geräusche (Klappern, Rasseln, Quietschen).
Rauchentwicklung aus dem Auspuff (blau = Öl, weiß = Wasser/Kondensat, schwarz = zu fett).
Warmlaufphase:
Stabiler Leerlauf?
Veränderung der Geräusche bei Erwärmung.
Anzeige von Öldruck und Öltemperatur beobachten.
Motor im warmen Zustand:
Erneute Prüfung auf Lecks.
Ruhiger Motorlauf?
Gasannahme.
VII. Probefahrt (nur wenn Fahrzeug verkehrssicher und zugelassen):
Motorleistung und -charakteristik:
Gleichmäßige Leistungsentfaltung.
Einsetzen des Turboladers (sollte spürbar, aber nicht übermäßig brutal sein).
Keine Aussetzer oder Leistungslöcher.
Getriebe und Kupplung:
Leichtgängige Schaltung aller Gänge (auch bei warmem Getriebe).
Keine Kratzgeräusche beim Schalten (Synchronringe).
Kupplung: Greifpunkt, kein Rutschen oder Rupfen.
Fahrwerk und Lenkung:
Spurtreue, kein Ziehen in eine Richtung.
Präzise Lenkung, kein übermäßiges Spiel.
Geräusche vom Fahrwerk (Poltern, Klappern) bei Unebenheiten.
Bremsen:
Gleichmäßige und kräftige Bremswirkung.
Kein Rubbeln oder Quietschen.
Zieht das Fahrzeug beim Bremsen zur Seite?
Pedalgefühl (nicht zu weich, nicht zu hart).
Temperaturen und Drücke:
Öltemperatur und Öldruck im normalen Bereich auch unter Last.
Ladedruckanzeige beobachten.
Geräusche:
Auf ungewöhnliche Geräusche von Motor, Getriebe, Fahrwerk, Auspuff achten.
VIII. Nach der Probefahrt:
Erneute Sichtprüfung:
Motorraum und Unterboden auf neue Lecks prüfen.
Auspuff auf Rauch prüfen, wenn der Motor noch läuft.
Gespräch mit dem Verkäufer:
Offene Fragen klären.
Preisverhandlung (basierend auf festgestellten Mängeln).
IX. Wichtige Zusatztipps:
Ankaufsuntersuchung (AKU): Lassen Sie das Fahrzeug idealerweise von einer auf Porsche spezialisierten Werkstatt oder einem unabhängigen Gutachter prüfen. Die Kosten dafür sind gut investiertes Geld.
Nicht unter Druck setzen lassen: Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Entscheidung.
Kaufvertrag: Verwenden Sie einen detaillierten schriftlichen Kaufvertrag, der alle wichtigen Punkte (FIN, Kilometerstand, zugesicherte Eigenschaften, bekannte Mängel) festhält.
Diese Checkliste ist umfangreich, aber ein Porsche 911 Turbo ist kein gewöhnliches Auto. Eine sorgfältige Prüfung schützt Sie vor bösen Überraschungen und stellt sicher, dass Sie lange Freude an Ihrem Traumwagen haben.
Kostenübersicht Reparaturen: Typische Kostenpunkte und Schätzwerte für den Porsche 911 Turbo (Typ 930)
Der Unterhalt eines Porsche 911 Turbo (Typ 930) kann, wie bei vielen Hochleistungs-Klassikern, mit erheblichen Kosten verbunden sein. Neben den regulären Wartungsarbeiten können unvorhergesehene Reparaturen das Budget stark belasten. Eine realistische Einschätzung der potenziellen Kosten ist daher vor dem Kauf unerlässlich. Die hier genannten Preise sind Schätzwerte in Euro und können je nach Werkstatt (freie Spezialisten vs. Porsche Zentrum), Region, Ersatzteilverfügbarkeit (Original Porsche, OEM, Nachbau) und dem spezifischen Zustand des Fahrzeugs stark variieren. Sie basieren auf Recherchen in Fachforen und Artikeln zum Thema.
Motor und Peripherie:
Motorrevision (komplett): Dies ist eine der teuersten Reparaturen. Je nach Umfang und Zustand des Motors können die Kosten zwischen 15.000 € und über 30.000 € liegen. Eine Revision bei einem renommierten Spezialisten kann auch deutlich höher ausfallen, insbesondere wenn seltene Teile benötigt werden oder Leistungssteigerungen involviert sind.
Turbolader Überholung/Austausch: Ein neuer oder überholter KKK-Turbolader kann zwischen 1.500 € und 4.000 € kosten, zuzüglich Einbau.
Kupplung erneuern: Inklusive Aus- und Einbau des Motors (oft notwendig oder zumindest erleichternd) können hier 2.000 € bis 4.500 € anfallen.
Stehbolzen erneuern (alle): Da hierfür der Motor komplett zerlegt werden muss, sind die Kosten Teil einer Motorrevision und entsprechend hoch (siehe oben).
Abdichten von Öllecks: Je nach Ursache und Zugänglichkeit können die Kosten stark variieren, von einigen hundert Euro für Ventildeckeldichtungen bis zu mehreren tausend Euro, wenn der Motor dafür teilweise zerlegt werden muss.
Überholung Bosch K-Jetronic: Die Instandsetzung des Mengenteilers oder anderer Komponenten kann 500 € bis über 2.000 € kosten.
Auspuffanlage (Edelstahl, komplett): Eine hochwertige Edelstahlauspuffanlage kann 2.000 € bis 5.000 € kosten. Originale Porsche-Auspuffteile sind oft noch teurer, falls überhaupt verfügbar.
Wärmetauscher erneuern (Paar): Ca. 800 € bis 1.500 € für die Teile, plus Einbau.
Lichtmaschine überholen/ersetzen: Ca. 300 € bis 800 €.
Anlasser überholen/ersetzen: Ca. 250 € bis 700 €.
Getriebe:
Getriebeüberholung (4-Gang oder G50): Eine komplette Überholung mit neuen Synchronringen, Lagern und Dichtungen kann 3.500 € bis über 7.000 € kosten. Das G50-Getriebe ist tendenziell etwas teurer in der Revision.
Fahrwerk und Bremsen:
Stoßdämpfer erneuern (alle vier, z.B. Bilstein): Ca. 1.000 € bis 2.000 € für die Teile, plus Einbau und Achsvermessung.
Fahrwerksbuchsen komplett erneuern: Sehr arbeitsintensiv, Kosten können 1.500 € bis 3.000 € erreichen.
Bremsscheiben und -beläge (pro Achse): Ca. 400 € bis 1.000 €, je nach Qualität der Teile.
Bremssättel überholen (pro Stück): Ca. 150 € bis 400 €. Neue Sättel sind deutlich teurer.
Radlager erneuern (pro Rad): Ca. 150 € bis 300 € inklusive Einbau.
Karosserie und Lack:
Rostreparaturen: Sehr variabel, von einigen hundert Euro für kleine Stellen bis zu fünfstelligen Beträgen für umfangreiche Sanierungen mit Blecharbeiten.
Komplettlackierung (hohe Qualität): 10.000 € bis über 20.000 € sind hier keine Seltenheit, wenn eine perfekte, dem Original entsprechende Lackierung gewünscht wird.
Elektrik und Interieur:
Kabelbaumprobleme beheben: Sehr zeitaufwendig, Stundensätze der Werkstatt sind hier entscheidend. Kann schnell mehrere hundert bis tausend Euro kosten.
Steuergerät Heizung/Klimaautomatik ersetzen: Bis zu 2.500 € laut Forenberichten.
Armaturenbrett neu beziehen/ersetzen: Ca. 800 € bis 2.000 €.
Sitze neu beledern (Paar): 1.500 € bis 4.000 €, je nach Lederqualität und Aufwand.
Verdeck erneuern (Cabriolet): Ca. 1.500 € bis 3.500 € für ein Qualitätsverdeck inklusive Montage.
Regelmäßige Wartung:
Große Inspektion (inkl. Ventilspiel einstellen, alle Flüssigkeiten): 1.000 € bis 2.500 €.
Kleine Inspektion (Ölwechsel, Filter): 300 € bis 800 €.
Reifensatz (hochwertig): 800 € bis 1.500 €.
Fazit zu den Kosten:
Der Porsche 911 Turbo (Typ 930) ist kein günstiges Fahrzeug im Unterhalt. Selbst bei einem gut erhaltenen Exemplar sollten jährliche Rücklagen von mehreren tausend Euro für Wartung und unvorhergesehene Reparaturen eingeplant werden. Ein Fahrzeug mit Wartungsstau oder versteckten Mängeln kann schnell zu einem finanziellen Fass ohne Boden werden. Eine gründliche Ankaufsuntersuchung durch einen Spezialisten ist daher unerlässlich, um das Risiko teurer Überraschungen zu minimieren. Die Investition in ein teureres, aber nachweislich gut gewartetes und originales Fahrzeug kann sich langfristig oft auszahlen.
Der Porsche 911 Turbo (Typ 930) hat sich in den letzten Jahren zu einem begehrten Sammlerstück entwickelt, was sich deutlich in den Gebrauchtwagenpreisen widerspiegelt. Die Preise variieren stark je nach Modelljahr, Zustand (von restaurierungsbedürftig bis Concours-Zustand), Originalität, Historie, Laufleistung und spezifischer Ausführung (z.B. frühe 3.0-Liter-Modelle, seltene Farb-/Ausstattungskombinationen, Targa/Cabriolet, Modelle mit dem G50-Getriebe).
Preisspannen (Stand ca. Ende 2023 / Anfang 2024, basierend auf Marktrecherchen, Angaben in Euro):
Porsche 911 Turbo 3.0 (1975-1977):
Zustand 4 (restaurierungsbedürftig, nicht fahrbereit, größere Arbeiten notwendig): ab ca. 70.000 € - 100.000 €
Zustand 3 (gebrauchter Zustand, fahrbereit, kleinere Arbeiten und optische Mängel): ca. 100.000 € - 150.000 €
Zustand 2 (guter Zustand, original oder fachgerecht restauriert, geringe Gebrauchsspuren): ca. 150.000 € - 220.000 €
Zustand 1 (Concours-Zustand, makellos, wie neu oder besser): über 220.000 €, Spitzenexemplare mit besonderer Historie auch deutlich mehr.
Besonderheit: Die frühen 3.0-Liter-Modelle sind aufgrund ihrer geringeren Stückzahlen und ihres puristischeren Charakters oft teurer als vergleichbare 3.3-Liter-Modelle.
Porsche 911 Turbo 3.3 (1978-1989, Coupé):
Zustand 4: ab ca. 60.000 € - 90.000 €
Zustand 3: ca. 90.000 € - 140.000 €
Zustand 2: ca. 140.000 € - 200.000 €
Zustand 1: über 200.000 €
Besonderheit: Modelle ab Modelljahr 1989 mit dem begehrten G50-Fünfganggetriebe erzielen oft einen Preisaufschlag von 10-20% gegenüber den 4-Gang-Modellen.
Porsche 911 Turbo 3.3 Targa (ab 1987):
Aufgrund der geringeren Produktionszahlen sind Targas tendenziell etwas teurer als vergleichbare Coupés, besonders in gutem Zustand.
Zustand 3: ca. 110.000 € - 160.000 €
Zustand 2: ca. 160.000 € - 230.000 €
Porsche 911 Turbo 3.3 Cabriolet (ab 1987):
Cabriolets sind ebenfalls seltener und daher oft teurer als Coupés.
Zustand 3: ca. 120.000 € - 170.000 €
Zustand 2: ca. 170.000 € - 250.000 €
Sondermodelle / Flachbau (Slantnose):
Originale Werks-Flachbauten (Option M505/M506) sind extrem selten und erzielen Liebhaberpreise, die deutlich über den oben genannten Spannen liegen können, oft weit über 250.000 € bis 400.000 € oder mehr, je nach Historie und Zustand.
Faktoren, die den Preis beeinflussen:
Originalität und "Matching Numbers": Fahrzeuge im Originalzustand mit übereinstimmenden Nummern (FIN, Motor, Getriebe) sind am wertvollsten.
Historie und Dokumentation: Eine lückenlose und nachvollziehbare Historie (Serviceheft, Rechnungen, Vorbesitzer) steigert den Wert erheblich.
Zustand: Der Erhaltungszustand von Karosserie, Lack, Interieur und Technik ist entscheidend. Ein geringer, ehrlicher Kilometerstand ist positiv, aber ein nachweislich gut gewartetes Fahrzeug mit höherer Laufleistung kann besser sein als ein Blender mit verdächtiger Historie.
Unfallfreiheit: Unfallfreie Fahrzeuge sind klar im Vorteil. Professionell reparierte Schäden müssen den Preis nicht zwingend stark mindern, sollten aber transparent dokumentiert sein.
Farbe und Ausstattung: Seltene Originalfarben oder begehrte Sonderausstattungen können den Preis positiv beeinflussen.
Herkunft: Fahrzeuge mit deutscher Erstauslieferung (C00) sind oft gefragter als Re-Importe, obwohl die Qualität von US- oder Japan-Fahrzeugen nicht schlechter sein muss, wenn sie gut gepflegt wurden.
Marktentwicklung: Die Preise für klassische Porsche, insbesondere für den 930 Turbo, unterliegen Marktschwankungen. Eine kontinuierliche Beobachtung des Marktes ist ratsam.
Investitionspotenzial:
Der Porsche 911 Turbo (Typ 930) hat in den vergangenen Jahren eine beachtliche Wertsteigerung erfahren. Auch wenn die rasantesten Anstiege möglicherweise vorbei sind, gilt ein gut erhaltener und originaler 930 Turbo weiterhin als solide Wertanlage mit Potenzial für weitere Steigerungen, insbesondere bei seltenen Varianten oder Fahrzeugen mit herausragender Historie. Wichtiger als die reine Spekulation sollte jedoch die Freude am Fahren und Besitzen dieser Ikone sein.
Es empfiehlt sich, vor dem Kauf die aktuellen Preise auf gängigen Online-Portalen (z.B. Mobile.de, Autoscout24, Elferspot, Classic Trader) sowie die Ergebnisse von Auktionen (z.B. RM Sotheby's, Bonhams, Artcurial) zu recherchieren, um ein Gefühl für das aktuelle Marktniveau zu bekommen.
Fazit und Empfehlung: Der Porsche 911 Turbo (Typ 930) – Eine lohnende Herausforderung
Der Porsche 911 Turbo, intern als Typ 930 bezeichnet, ist mehr als nur ein Auto – er ist eine Legende, ein Symbol für die hemmungslose Leistungsentfaltung der 1970er und 80er Jahre und ein Meilenstein in der Geschichte der Sportwagen. Mit seinem brachialen Turbomotor, den ikonisch verbreiterten Kotflügeln und dem riesigen Heckflügel verkörpert er eine Ära, in der Fahrspaß oft noch ungefiltert und anspruchsvoll war. Der Besitz eines 930 Turbo ist zweifellos ein Statement und für viele Enthusiasten die Erfüllung eines lang gehegten Traums.
Die Faszination, die von diesem Fahrzeug ausgeht, ist ungebrochen. Die Kombination aus klassischem 911-Design und der explosiven Kraft des Turbomotors bietet ein Fahrerlebnis, das süchtig machen kann. Doch diese Faszination hat ihren Preis – nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Wie diese Kaufberatung gezeigt hat, birgt der 930 Turbo eine Reihe potenzieller Schwachstellen, von Rost über komplexe Motortechnik bis hin zu teuren Ersatzteilen. Ein unbedarfter Kauf kann schnell zu einer finanziellen Belastung werden.
Für wen ist der Porsche 911 Turbo (Typ 930) das richtige Auto?
Der 930 Turbo ist kein Fahrzeug für jeden. Er erfordert einen erfahrenen Fahrer, der mit dem anspruchsvollen Fahrverhalten, insbesondere dem berüchtigten Turboloch und dem plötzlichen Leistungseinsatz, umgehen kann. Er verlangt nach einem Besitzer, der bereit ist, Zeit und Geld in Wartung und Pflege zu investieren und der die Originalität und den Charakter dieses Klassikers zu schätzen weiß. Wer ein unkompliziertes Alltagsauto sucht oder bei den Unterhaltskosten knausern muss, wird mit einem 930 Turbo wahrscheinlich nicht glücklich.
Empfehlungen für den Kauf:
Geduld und Recherche: Überstürzen Sie nichts. Der Markt für 930 Turbos ist überschaubar, aber es gibt immer wieder gute Angebote. Informieren Sie sich gründlich und definieren Sie Ihre Prioritäten (Modelljahr, Zustand, Originalität, Budget).
Zustand vor Laufleistung: Ein geringer Kilometerstand ist verlockend, aber ein nachweislich gut gewartetes Fahrzeug mit transparenter Historie und eventuell höherer Laufleistung kann die bessere Wahl sein als ein Blender mit unklarer Vergangenheit. Der Zustand der Karosserie (Rost!) und der Technik ist entscheidend.
Originalität zahlt sich aus: Fahrzeuge im Originalzustand mit "Matching Numbers" und nachvollziehbarer Historie sind nicht nur wertstabiler, sondern bieten auch das authentischste Erlebnis. Seien Sie vorsichtig bei stark modifizierten Fahrzeugen, es sei denn, die Umbauten sind zeitgenössisch, hochwertig und dokumentiert.
Expertenrat einholen: Ziehen Sie unbedingt einen unabhängigen Porsche-Spezialisten oder einen Gutachter für eine Ankaufsuntersuchung hinzu. Die Kosten dafür sind eine lohnende Investition, um teure Fehlkäufe zu vermeiden.
Budget realistisch planen: Kalkulieren Sie neben dem Kaufpreis auch einen Puffer für unvorhergesehene Reparaturen und die laufenden Unterhaltskosten ein. Ein 930 Turbo ist kein Sparkünstler.
Frühe 3.0 vs. späte 3.3 Modelle: Die frühen 3.0-Liter-Modelle (1975-1977) sind seltener und gelten als puristischer, sind aber auch anspruchsvoller im Fahrverhalten und oft teurer. Die 3.3-Liter-Modelle (ab 1978) mit Ladeluftkühler bieten mehr Leistung und oft eine verbesserte Fahrbarkeit. Modelle mit dem G50-Getriebe (ab 1989) sind besonders begehrt und komfortabler zu schalten.
Das ultimative Erlebnis:
Wer die Herausforderung annimmt und ein gutes Exemplar findet, wird mit einem unvergleichlichen Fahrerlebnis belohnt. Der Porsche 911 Turbo (Typ 930) ist eine Ikone, die Emotionen weckt und auch nach Jahrzehnten nichts von ihrer Faszination verloren hat. Er ist eine Investition in Fahrspaß, automobile Geschichte und, bei richtiger Pflege und Auswahl, auch in einen Klassiker mit solidem Wertsteigerungspotenzial.
Der Weg zum eigenen 930 Turbo mag steinig sein und erfordert Sorgfalt, aber das Ziel – das Steuer dieses legendären Sportwagens selbst in die Hand zu nehmen – ist für viele die Mühe wert. Mit der richtigen Vorbereitung und einer Portion Glück finden Sie den Turbo, der perfekt zu Ihnen passt und Ihnen unvergessliche Momente bescheren wird.
Gebrauchtwagenpreise Porsche 911 Turbo (Typ 930): Eine Investition mit Potenzial
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