
996 Turbo und Turbo S (2000-2006)
Kaufberatung
Der Porsche 911 (996) Turbo nimmt eine Sonderstellung innerhalb der 996er-Baureihe ein. Während die Basis-Carrera-Modelle auf einen völlig neu entwickelten wassergekühlten Sechszylinder-Boxermotor setzten, blieb der 996 Turbo seiner Rennsport-DNA treu und erhielt den legendären Mezger-Motor – eine Weiterentwicklung des im Le-Mans-Sieger GT1 eingesetzten Triebwerks.
Als der 996 Turbo im Jahr 2000 auf den Markt kam, bot er mit seinem 420 PS starken Biturbo-Motor Fahrleistungen, die selbst heute noch beeindrucken. Mit seinem permanenten Allradantrieb, der breiten Karosserie und dem charakteristischen feststehenden Heckflügel war der 996 Turbo der unangefochtene Technologieträger der Baureihe. Während die normalen 996-Modelle aufgrund von Qualitätsproblemen und Kinderkrankheiten oft kritisch betrachtet werden, gilt der Turbo mit seinem robusten Mezger-Motor als die zuverlässige Ausnahme.
Diese Kaufberatung soll Interessenten einen umfassenden Überblick über die technischen Besonderheiten, die Unterschiede zwischen den Modelljahren, typische Schwachstellen und wertvolle Kauftipps geben. Der Fokus liegt dabei auf dem 996 Turbo sowie dem noch exklusiveren Turbo S, der 2004 als Krönung der Baureihe eingeführt wurde.
Die Modelle im Detail
Porsche 911 (996) Turbo
Der Porsche 996 Turbo wurde von 2000 bis 2006 produziert und gilt als Technologie-Flaggschiff der 996er-Baureihe.
Motor: 3,6-Liter-Biturbo-Boxermotor (Mezger-Design)
Leistung: 309 kW (420 PS) bei 6.000 U/min
Drehmoment: 560 Nm bei 2.700-4.600 U/min
0-100 km/h: 4,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 305 km/h
Antrieb: Permanenter Allradantrieb
Getriebe: 6-Gang-Handschaltung oder 5-Gang-Tiptronic S
Karosserie: Coupé oder Cabriolet (ab 2003)
X50-Leistungspaket: Ab Ende 2001 konnte der 996 Turbo mit dem X50-Leistungspaket bestellt werden, das die Leistung auf 331 kW (450 PS) steigerte. Das Paket umfasste größere Turbolader, modifizierte Ladeluftkühler, angepasste Motorelektronik und eine verstärkte Kupplung bei Handschaltgetrieben.
Porsche 911 (996) Turbo S
Der Turbo S wurde von 2004 bis 2006 gefertigt und stellte die exklusive Spitze der 996-Baureihe dar.
Motor: 3,6-Liter-Biturbo-Boxermotor (Mezger-Design)
Leistung: 331 kW (450 PS) bei 5.700 U/min
Drehmoment: 620 Nm bei 3.500-4.500 U/min
0-100 km/h: 4,0 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 307 km/h
Antrieb: Permanenter Allradantrieb
Getriebe: 6-Gang-Handschaltung oder 5-Gang-Tiptronic S
Karosserie: Coupé oder Cabriolet
Der Turbo S basierte technisch auf dem Turbo mit X50-Paket, bot jedoch serienmäßig zusätzliche Ausstattungsmerkmale:
PCCB (Porsche Ceramic Composite Brake) Keramik-Bremsanlage
18-Zoll-Felgen im Sport-Design
Bi-Xenon-Scheinwerfer
Vollständige Lederausstattung
Aluminium-farbene Zifferblätter der Instrumente
Carbonblenden im Interieur
Der Mezger-Motor – Das Herzstück des 996 Turbo
Der 996 Turbo verdankt seinen hervorragenden Ruf vor allem seinem Motor, der nach seinem Entwickler Hans Mezger benannt wurde. Anders als die normalen 996-Modelle, die den neu entwickelten M96-Motor erhielten, wurde der Turbo mit einer Weiterentwicklung des bewährten Motorsport-Triebwerks aus dem 911 GT1 ausgestattet.
Technische Besonderheiten des Mezger-Motors:
Robustes Kurbelgehäuse aus Aluminium mit integrierten Zylindern (statt separate Zylinderlaufbuchsen)
Separate Ölversorgung für die Turbos zur besseren Schmierung bei hohen Temperaturen
Trockensumpfschmierung mit separatem Öltank für optimale Ölversorgung auch bei extremen Fliehkräften
Verstärkte Pleuel und speziell gehärtete Kurbelwelle
VarioCam-Plus: Kombination aus Nockenwellenverstellung und variablen Ventilhüben
Doppelzündung mit zwei Zündkerzen pro Zylinder für optimale Verbrennung
Zwei KKK-Turbolader (K16) mit elektronischer Ladedruckregelung
Zwischenkühler zur Abkühlung der verdichteten Luft
Der große Vorteil des Mezger-Motors liegt in seiner außergewöhnlichen Robustheit und Zuverlässigkeit. Anders als der M96-Motor der normalen 996-Modelle leidet er nicht unter dem berüchtigten IMS-Problem (Intermediate Shaft Bearing), das bei Versagen zum kapitalen Motorschaden führen kann. Außerdem ist er deutlich leistungsfähiger und bietet erhebliches Tuningpotenzial für Leistungssteigerungen.
Hinweis: Trotz seiner Robustheit benötigt auch der Mezger-Motor eine regelmäßige und fachgerechte Wartung. Besonders wichtig ist die Kontrolle der Ventilspiele, da diese im Gegensatz zum M96-Motor manuell eingestellt werden müssen.
Unterschiede zwischen MK1 und MK2
Der 996 Turbo wurde während seiner Produktionszeit von 2000 bis 2006 kontinuierlich verbessert. Die Unterscheidung zwischen MK1 (vor Modellpflege) und MK2 (nach Modellpflege) ist beim Turbo weniger ausgeprägt als bei den Carrera-Modellen, da der Turbo von Anfang an die moderneren Scheinwerfer mit den klaren Blinkergläsern hatte. Dennoch gibt es einige nennenswerte Unterschiede:


Die Unterschiede zwischen MK1 und MK2 sind subtiler als bei den Carrera-Modellen. Beim Kauf sollte die Entscheidung daher eher von Faktoren wie Zustand, Wartungshistorie, Ausstattung und persönlichen Präferenzen abhängen als vom Produktionszeitraum.
Typische Schwachstellen
Obwohl der 996 Turbo deutlich robuster ist als die Basismodelle der 996-Reihe, gibt es dennoch einige Schwachstellen und typische Probleme, auf die beim Kauf geachtet werden sollte:
Motorbereich
Ölverlust am Kettenkastendeckel: Häufiges Problem, das sich durch Ölflecken auf dem Boden unter dem Fahrzeug bemerkbar macht. Die Reparatur erfordert das Entfernen des Motors und ist entsprechend kostspielig.
Undichte Kühlwasserleitungen: Die Kunststoffleitungen des Kühlsystems können spröde werden und zu Lecks führen. Eine präventive Erneuerung ist empfehlenswert.
Verzogene Zylinderköpfe: Bei stark getunetem Turbo oder hoher Laufleistung können sich die Zylinderköpfe verziehen, was zu Kühlmittelverlust führen kann.
Turbolader: Die Turbolader sind grundsätzlich robust, können aber nach hoher Laufleistung Lagerspiel entwickeln oder undicht werden.
Getriebe und Antrieb
Kupplungsverschleiß: Bei sportlicher Fahrweise kann die Kupplung bereits nach 40.000-60.000 km verschlissen sein. Ein Austausch ist kostspielig, da das Getriebe ausgebaut werden muss.
Tiptronic-Getriebe: Die Tiptronic kann bei hoher Laufleistung Schaltprobleme aufweisen. Besonders bei Fahrzeugen mit Chiptuning sollte auf ungewöhnliches Schaltverhalten geachtet werden.
Allradantrieb: Die Viscokupplung des Allradantriebs kann mit zunehmendem Alter verschleißen und zu Vibrationen oder ungleichmäßiger Kraftverteilung führen.
Fahrwerk und Bremsen
Vorderachslager: Die Lager der Vorderachse nutzen sich ab und führen zu Klappern beim Überfahren von Unebenheiten.
Querlenker: Bei höheren Laufleistungen verschleißen die Querlenker und sollten geprüft werden.
PCCB-Bremsanlage: Die Keramikbremsanlage ist sehr langlebig, aber enorm teuer im Ersatzteilbereich. Eine beschädigte Keramikbremsscheibe kann schnell 3.000-4.000 Euro kosten.
Karosserie und Exterieur
Heckspoilerhydraulik: Der automatisch ausfahrende Heckspoiler kann Probleme mit der Hydraulik entwickeln.
Wassereintritte: Besonders bei Cabrios kann es zu Wassereintritten kommen, wenn die Dichtungen altersbedingt verhärtet sind.
Korrosion: Obwohl der 996 gut gegen Rost geschützt ist, können an den Radläufen und Schwellerendkappen erste Roststellen auftreten.
Elektrik und Elektronik
PCM-Ausfälle: Die Kommunikations- und Navigationssysteme können altersbedingt ausfallen.
Klimaanlage: Defekte Klimakompressoren oder Undichtigkeiten im System sind nicht selten.
Bordnetz: Mit zunehmendem Alter treten häufiger elektrische Probleme auf, von Fensterhebern bis zu Sitzverstellungen.
Wichtig: Anders als die normalen 996-Modelle ist der 996 Turbo nicht vom berüchtigten IMS-Problem (Intermediate Shaft Bearing) betroffen, da der Mezger-Motor eine andere Konstruktion aufweist. Dies ist ein wesentlicher Vorteil beim Kauf eines Turbo gegenüber anderen 996-Modellen.
Karosserie und Exterieur
Der 996 Turbo unterscheidet sich optisch deutlich von den Standard-Carrera-Modellen durch seine breitere Karosserie und zahlreiche turbo-spezifische Details:
Besonderheiten des Exterieurs
Verbreiterte Kotflügel vorne und hinten
Große Lufteinlässe in der Frontschürze für die Ladeluftkühler
Zusätzliche Lufteinlässe vor den Hinterrädern für die Motorbelüftung
Feststehender „Heckflügel" (im Gegensatz zum ausfahrbaren Spoiler des Carrera)
Spezifische 18-Zoll-Felgen im Turbo-Design
Doppelendrohranlage mit größerem Durchmesser
Klare Blinker (während frühe Carrera-Modelle noch gelbe Blinker hatten)
Bi-Xenon-Scheinwerfer (ab MK2 serienmäßig)
Unterschiede Coupé und Cabriolet
Ab 2003 war der Turbo auch als Cabriolet erhältlich. Die Cabriolet-Variante weist einige strukturelle Verstärkungen auf, um die Karosseriesteifigkeit zu gewährleisten, wiegt daher etwa 70 kg mehr als das Coupé und ist minimal langsamer. Das Stoffverdeck ist vollautomatisch und kann bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h betätigt werden.
Besonderheiten des Turbo S
Der Turbo S unterscheidet sich äußerlich nur minimal vom normalen Turbo:
Spezielle 18-Zoll-Felgen im Sport-Design
Keramik-Bremsanlage (PCCB) mit gelb lackierten Bremssätteln
Dezente „turbo S"-Schriftzüge
Prüftipps für die Karosserie
Spaltmaße prüfen: Unregelmäßige Spaltmaße deuten auf Unfallschäden hin
Schweller und Radläufe auf Korrosion untersuchen
Wasserablauf des Cabrioletverdecks prüfen
Funktion des Verdecks bei Cabriolets testen
Steinschläge auf der Frontpartie begutachten
Unterboden auf Beschädigungen prüfen, besonders vorne am Frontspoiler
Fahrzeughistorie auf Unfallschäden überprüfen lassen
Vorsicht bei Modifikationen: Viele 996 Turbo wurden im Laufe der Jahre modifiziert. Achten Sie auf nicht fachgerecht durchgeführte Karosserieänderungen oder nachgerüstete Aerodynamik-Elemente, die die Fahrstabilität und den Wiederverkaufswert beeinträchtigen können.
Motor und Antrieb
Der Mezger-Motor des 996 Turbo ist das Herzstück und der größte Vorzug dieses Modells. Er bietet nicht nur beeindruckende Leistung ab Werk, sondern auch enormes Potenzial für Leistungssteigerungen.
Leistungscharakteristik
Standardmodell: 420 PS, 560 Nm Drehmoment
Mit X50-Paket/Turbo S: 450 PS, 620 Nm Drehmoment
Drehzahlband: Maximales Drehmoment bereits ab 2.700 U/min verfügbar
Elastizität: Beeindruckende Durchzugskraft in allen Gängen
Allradantrieb
Anders als frühere Turbo-Modelle verfügt der 996 Turbo über einen permanenten Allradantrieb, der für optimale Traktion sorgt:
Visco-Kupplung verteilt die Antriebskraft variabel zwischen Vorder- und Hinterachse
Grundverteilung: 35% vorne, 65% hinten
Elektronisches Sperrdifferenzial für optimale Kraftverteilung
PSM (Porsche Stability Management) für zusätzliche Fahrsicherheit
Getriebevarianten
6-Gang-Handschaltung: Sportlichere Variante mit präzisem Schaltgefühl
5-Gang-Tiptronic S: Automatikgetriebe mit manueller Schaltmöglichkeit, etwas langsamer in der Beschleunigung, aber komfortabler im Alltag
Tuningpotenzial
Der Mezger-Motor ist bekannt für sein hohes Tuningpotenzial:
Stufe 1: Durch Softwareoptimierung sind etwa 480-500 PS möglich
Stufe 2: Mit modifizierten Ladern, Ansaugtrakt und Abgasanlage sind 550-600 PS realisierbar
Stufe 3: Mit verstärktem Motor, größeren Turboladern und umfangreichen Modifikationen sind über 700 PS möglich
Hinweis zum Tuning: Leistungssteigerungen sollten nur von Fachbetrieben mit Erfahrung im Bereich Porsche-Tuning durchgeführt werden. Zudem können Modifikationen den Wiederverkaufswert beeinflussen und sollten bei der Preisgestaltung berücksichtigt werden.
Prüfpunkte beim Kauf
Kaltstartverhalten: Der Motor sollte gleichmäßig laufen und keine ungewöhnlichen Geräusche produzieren
Ladedruckaufbau: Gleichmäßiger, progressiver Leistungsaufbau ohne Verzögerungen
Ölverbrauch: Übermäßiger Ölverbrauch kann auf Probleme mit den Turboladern hindeuten
Kühlsystem: Auf Kühlmittelverluste und Temperaturprobleme achten
Auspuffanlage: Auf Undichtigkeiten und ungewöhnliche Geräusche prüfen
Modifikationen: Bei getunten Fahrzeugen die Qualität und Dokumentation der Änderungen prüfen
Der Motor des 996 Turbo gilt als äußerst zuverlässig, wenn er regelmäßig gewartet wird. Eine lückenlose Wartungshistorie ist daher besonders wichtig beim Kauf.
Fahrwerk und Bremsen
Das Fahrwerk des 996 Turbo wurde speziell für die hohen Leistungsanforderungen des Modells entwickelt und bietet eine hervorragende Balance zwischen Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit.
Fahrwerkskomponenten
McPherson-Federbeine an der Vorderachse
Mehrlenker-Hinterradaufhängung mit Längs- und Querlenkern
Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse
Tieferlegung gegenüber Standard-Carrera-Modellen
Spezielle Dämpferabstimmung für optimale Bodenhaftung
Optionale Fahrwerkssysteme
PASM (Porsche Active Suspension Management): Elektronisch verstellbare Dämpfer (nicht bei allen Modellen verfügbar)
Sport-Fahrwerk: Tieferlegung um weitere 10 mm, härtere Dämpferabstimmung
Bremsanlagen
Der 996 Turbo wurde mit zwei verschiedenen Bremsanlagen angeboten:
Standardbremsanlage:
Vorne: 330 mm Durchmesser, innenbelüftet und gelocht
Hinten: 330 mm Durchmesser, innenbelüftet und gelocht
Vierkolben-Aluminium-Monobloc-Festsättel
PCCB (Porsche Ceramic Composite Brake):
Vorne: 350 mm Durchmesser, Keramikmaterial
Hinten: 350 mm Durchmesser, Keramikmaterial
Sechskolben-Aluminium-Monobloc-Festsättel vorne
Vierkolben-Aluminium-Monobloc-Festsättel hinten
Gelb lackierte Bremssättel
Bis zu 50% geringeres Gewicht gegenüber konventionellen Bremsscheiben
Info zur PCCB-Bremsanlage: Die Keramikbremsanlage war als Option erhältlich und beim Turbo S serienmäßig. Sie bietet hervorragende Bremsleistung und ist extrem verschleißfest, allerdings sind die Ersatzteilkosten enorm hoch. Eine einzelne Bremsscheibe kann bis zu 4.000 Euro kosten.
Räder und Reifen
Standard-Bereifung: 225/40 ZR 18 (vorne) und 295/30 ZR 18 (hinten)
Felgendesign: Mehrere Turbo-spezifische Designs verfügbar
Prüfpunkte beim Kauf
Fahrwerksgeräusche: Auf klappernde oder knackende Geräusche beim Überfahren von Unebenheiten achten
Bremsscheibenzustand: Auf Riefen und gleichmäßigen Abrieb prüfen
Bremsbelagstärke: Ausreichende Restdicke der Bremsbeläge kontrollieren
Bei PCCB: Auf Risse oder Beschädigungen der empfindlichen Keramikscheiben achten
Querlenker und Lager: Auf Verschleiß prüfen lassen
Reifenprofil: Gleichmäßiger Abrieb deutet auf korrekte Fahrwerksgeometrie hin
Das Fahrwerk des 996 Turbo bietet hervorragende Fahreigenschaften, allerdings können bei höheren Laufleistungen Verschleißerscheinungen auftreten, die kostspielige Reparaturen nach sich ziehen können.
Interieur
Das Interieur des 996 Turbo unterscheidet sich in Details von den normalen 996-Modellen und bietet eine hochwertigere Ausstattung sowie einige Turbo-spezifische Elemente.
Ausstattungsmerkmale
Sitze: Sportlich geschnittene Ledersessel, optional elektrisch verstellbar und beheizbar
Lenkrad: Dreispeichenlenkrad mit Airbag, optional mit Multifunktionstasten
Instrumente: Weißes Zifferblatt mit „turbo"-Schriftzug
Mittelkonsole: Je nach Ausstattung mit PCM (Porsche Communication Management)
Klimaanlage: Serienmäßige Klimaautomatik
Soundsystem: Optional Bose-Soundsystem
Besonderheiten des Turbo S
Vollausstattung serienmäßig
Spezielle Aluminium-farbene Zifferblätter der Instrumente
Carbon-Interieurleisten
Erweiterte Lederausstattung mit Nähten in Kontrastfarben
Turbo S-Logos auf den Einstiegsleisten und Kopfstützen
Typische Probleme im Interieur
Abgegriffenes Lenkrad bei Fahrzeugen mit hoher Laufleistung
Verschlissene Sitzbezüge, insbesondere an den Seitenwangen des Fahrersitzes
Defekte Sitzelektrik durch Alterung der Motoren
PCM-Ausfälle, besonders bei älteren PCM I-Systemen
Abblätternde Beschichtung an Kunststoffteilen (Klimabedieneinheit, Radioblende)
Defekte Fensterhebermotoren
Klappergeräusche durch gelöste Verkleidungsteile
Prüfpunkte beim Kauf
Funktionsprüfung aller elektrischen Einrichtungen (Fensterheber, Sitzverstellung, Klimaanlage)
PCM-Check: Navigation, Radio und sonstige Funktionen testen
Sitzbezüge auf übermäßigen Verschleiß prüfen
Teppiche auf Feuchtigkeit untersuchen (könnte auf Wassereintritte hindeuten)
Instrumentenbeleuchtung auf Vollständigkeit prüfen
Originale Ausstattung anhand des Ausstattungscodes überprüfen
Tipp: Das Interieur des 996 gilt als weniger hochwertig als das des Vorgängers 993 oder Nachfolgers 997. Dennoch bietet es eine gute Ergonomie und ausreichend Komfort. Bei gut gepflegten Exemplaren kann das Interieur auch nach vielen Jahren noch ansprechend aussehen.
Kauftipps
Der Kauf eines Porsche 996 Turbo sollte wohlüberlegt sein. Hier sind die wichtigsten Tipps und Empfehlungen:
Vor dem Kauf
Budget realistisch planen: Neben dem Kaufpreis müssen Unterhaltskosten, Versicherung, Steuern und potenzielle Reparaturen eingeplant werden
Recherche der Preise: Aktuelle Marktpreise für die verschiedenen Modellvarianten kennen
Fachwerkstatt finden: Vorab nach einer geeigneten Porsche-Fachwerkstatt in der Nähe suchen
Informationen sammeln: Modellgeschichte, bekannte Schwachstellen und Reparaturkosten recherchieren
Besichtigung und Probefahrt
Fahrzeug bei Tageslicht und trockenem Wetter besichtigen
Ausreichend Zeit einplanen: Mindestens 1-2 Stunden für Besichtigung und Probefahrt
Kalte Besichtigung: Motor sollte vor Besichtigung kalt sein (Ölstand, Startverhalten)
Lange Probefahrt: Mindestens 30 Minuten fahren, um alle Systeme ausreichend zu testen
Wenn möglich, einen Fachmann mitnehmen
Dokumentenprüfung
Lückenlose Wartungshistorie: Serviceheft und Rechnungen überprüfen
Porsche-Stempelungen: Auf Porsche-Stempel bei den regelmäßigen Wartungen achten
Reparaturnachweis für bekannte Probleme: Wichtige Reparaturen sollten dokumentiert sein
Unfallfreiheit: Dokumentation von eventuellen Unfallreparaturen prüfen
Produktionsdaten: Übereinstimmung von Fahrgestellnummer und Ausstattung überprüfen
Auf welche Variante sollte man setzen?
Empfehlenswerte Varianten:
MK2 Turbo mit Handschaltung: Beste Balance aus Alltagstauglichkeit, Sportlichkeit und Werterhalt
Turbo mit X50-Paket: Fast Turbo S-Leistung zu günstigerem Preis
Turbo S: Als zukünftiger Klassiker mit Wertsteigerungspotenzial
Vorsicht bei:
Stark getunten Fahrzeugen ohne professionelle Dokumentation
Fahrzeugen mit lückenhafter Wartungshistorie
PCCB-Bremsanlage bei Fahrzeugen mit hoher Laufleistung (teure Ersatzteile)
Import-Fahrzeugen mit unklarer Historie
Kosten für Fachdiagnose
Vor dem Kauf empfiehlt sich unbedingt eine umfassende Diagnose in einer Porsche-Fachwerkstatt oder bei einem auf Porsche spezialisierten Prüfer. Die Kosten hierfür liegen zwischen 300 und 600 Euro, sind aber eine sinnvolle Investition, um teure Folgeprobleme zu vermeiden.
Wichtiger Hinweis: Bei der Prüfung sollten idealerweise folgende Untersuchungen durchgeführt werden:
Fehlerauslese aller Steuergeräte
Kompressionstest aller Zylinder
Prüfung auf versteckte Unfallschäden
Fahrwerkscheck und Achsvermessung
Überprüfung der Bremsanlage
Optimale Ausstattungskombination
Folgende Ausstattungsmerkmale steigern den Wert und die Attraktivität des Fahrzeugs:
Handschaltgetriebe (größere Nachfrage als Tiptronic)
Sportsitze oder Komfortsitze mit elektrischer Verstellung
X50-Leistungspaket (sofern ab Werk verbaut)
PCM II bei späteren Modellen
Klassische Farbkombinationen (silber, schwarz, dunkelblau mit schwarzem Interieur)
Werkseitig verbautes Sportfahrwerk
PASM (Porsche Active Suspension Management)
Unterhaltskosten
Ein Porsche 996 Turbo ist kein günstiges Fahrzeug im Unterhalt. Folgende Kosten sollten einkalkuliert werden:
Laufende Kosten (jährlich)


Wartungskosten


Kostensparpotenzial: Die Wartung in unabhängigen Porsche-Fachbetrieben kann deutlich günstiger sein als beim Porsche-Zentrum. Die Qualität der freien Werkstätten ist oft ebenbürtig, die Kosten können aber um 30-50% niedriger sein.
Wertverlust
Der 996 Turbo hat seine größten Wertverluste bereits hinter sich. Bei gut gepflegten Exemplaren ist von einer Wertstabilität oder sogar leichten Wertsteigerung auszugehen. Besonders seltene Varianten wie der Turbo S oder Fahrzeuge mit niedriger Laufleistung haben gute Chancen auf Wertzuwachs.
Kosten für typische Reparaturen


Gebrauchtwagenpreise
Die Preise für den Porsche 996 Turbo haben in den letzten Jahren eine Bodenbildung erreicht und steigen bei besonderen Exemplaren wieder leicht an. Hier eine Übersicht der aktuellen Marktpreise (Stand 2024):
Porsche 996 Turbo Coupé


Porsche 996 Turbo Cabriolet


Porsche 996 Turbo mit X50-Paket


Porsche 996 Turbo S




Preisbeeinflussende Faktoren
Preisentwicklung und Ausblick
Die Preise für den 996 Turbo haben sich in den letzten Jahren stabilisiert. Für die Zukunft ist folgende Entwicklung zu erwarten:
Standardmodelle: Leichte bis moderate Wertsteigerung mit der Inflation
Turbo S: Überdurchschnittliche Wertsteigerung aufgrund der limitierten Stückzahl
Besondere Exemplare: Fahrzeuge mit niedriger Laufleistung, perfekter Wartungshistorie, seltenem Farbschema oder prominentem Vorbesitz können überdurchschnittliche Preissteigerungen erzielen
Kauftipp: Derzeit bietet der 996 Turbo ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis. Er ist deutlich günstiger als der luftgekühlte 993 Turbo oder der modernere 997 Turbo, bietet jedoch vergleichbare Fahrleistungen und ein ähnliches Fahrerlebnis.
Fazit
Der Porsche 911 (996) Turbo repräsentiert eine Sonderstellung innerhalb der 996er-Baureihe. Während die normalen Carrera-Modelle mit ihren wassergekühlten M96-Motoren unter Kinderkrankheiten wie dem IMS-Problem leiden, überzeugt der Turbo mit seinem robusten Mezger-Motor durch hohe Zuverlässigkeit und beeindruckende Leistung.
Die Stärken des 996 Turbo
Legendärer Mezger-Motor: Robust, leistungsstark und mit hervorragendem Tuningpotenzial
Hohe Alltagstauglichkeit: Trotz seiner Leistung ist der 996 Turbo ein problemlos im Alltag nutzbares Fahrzeug
Attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis: Deutlich günstiger als der 993 Turbo oder 997 Turbo bei vergleichbaren Fahrleistungen
Wartungsnetz: Breites Netz an Spezialwerkstätten und gute Ersatzteilverfügbarkeit
Wertstabilität: Hat seine größten Wertverluste bereits hinter sich, bei besonderen Exemplaren ist mit Wertsteigerungen zu rechnen
Hohe Zuverlässigkeit: Bei guter Wartung ist der 996 Turbo ein langlebiges und robustes Fahrzeug
Die Herausforderungen
Hohe Unterhaltskosten: Wartung, Reparatur und Verschleißteile sind deutlich teurer als bei Standardfahrzeugen
Alter: Die ersten 996 Turbo sind bereits über 20 Jahre alt, entsprechend können altersbedingte Probleme auftreten
Interieur: Die Qualitätsanmutung des Innenraums wird oft kritisiert und erreicht nicht das Niveau des Vorgängers oder Nachfolgers
PCCB-Bremsanlage: Die Keramikbremsen sind extrem teuer im Ersatzteilbereich
Unentdeckte Unfallschäden: Bei einigen Fahrzeugen wurden Unfallschäden nicht fachgerecht repariert
Kaufempfehlung
Der 996 Turbo ist eine lohnende Investition für Porsche-Enthusiasten, die ein leistungsstarkes, alltagstaugliches und vergleichsweise zuverlässiges Fahrzeug suchen. Besonders zu empfehlen sind:
Für Einsteiger: Gut gepflegter 996 Turbo MK2 mit Handschaltung und lückenloser Wartungshistorie
Für Enthusiasten: 996 Turbo mit X50-Paket, das die Leistung des Turbo S bietet, aber zu einem günstigeren Preis
Für Sammler: 996 Turbo S in niedrigstmöglicher Laufleistung und perfektem Zustand
Der Kauf eines 996 Turbo sollte immer mit einer umfassenden Begutachtung durch einen Fachmann einhergehen. Die Investition in einen Zustandsbericht kann spätere teure Überraschungen vermeiden. Mit der richtigen Pflege und Wartung bietet der 996 Turbo ein herausragendes Fahrerlebnis und das Potenzial, ein künftiger Klassiker zu werden.
Abschließende Bewertung: Der Porsche 996 Turbo vereint beeindruckende Leistung mit alltagstauglicher Nutzbarkeit und profitiert dabei von der robusten Motorsporttechnologie des Mezger-Motors. Er stellt derzeit einen der besten Kompromisse zwischen Anschaffungspreis, Fahrleistungen und langfristigem Werterhalt im Porsche-Segment dar.